Reisekrankheiten/Auslandshunde

Unter „Reisekrankheiten“ oder auch „Mittelmeerkrankheiten“ versteht man Infektionskrankheiten, die überwiegend im südlichen europäischen Ausland vorkommen. Zumeist sind Importhunde, die über Tierschutzorganisationen aus dem Ausland nach Deutschland vermittelt werden erkrankt oder Träger dieser Krankheiten. Aber es gibt auch schon Gebiete in Deutschland, in denen diese Infektionskrankheiten autochthon vorkommen, ohne dass das erkrankte Tier jemals im Ausland gewesen ist.

Leishmaniose

Die Leishmaniose ist die am häufigsten importierte Infektionskrankheit. Der Erreger ist ein Einzeller: „Leishmania infantum“ und wird über den Stich der Sandmücke ( Phlebotomus perniciosus) übertragen. Es handelt sich bei dieser Krankheit um eine Zoonose, d.h. auch der Mensch und andere Säugetiere können erkranken. Allerdings gibt es nachgewiesenermaßen auch die Möglichkeit, dass sich die betroffenen Tiere über den Deckakt anstecken können, oder die Infektion im Mutterleib auf die Welpen übergehen kann (diaplazentare Übertragung). Auch eine Infektion über kontaminierte Blutkonserven ist möglich.

Die Leishmaniose des Hundes ist nicht heilbar und bedarf, erst einmal ausgebrochen, einer lebenslangen Kontrolle und zumeist auch Therapie. Der Erreger kann über Jahre ( bis zu 10 Jahre sind aktuell beschrieben) im Körper des Tieres verweilen ohne Krankheitsanzeichen auszulösen. Erst wenn die Immunabwehr des Tieres von der zellulären auf die humorale Abwehr (Antikörperbildung) umschlägt, erkrankt das Tier und die Krankheit wird auch häufig dann erst nachweisbar. Das bedeutet, dass „scheinbar gesunde“ Hunde nach Deutschland importiert werden, die erst nach Jahren an den den Folgen der Leishmaniose erkranken. Hunde, die ursprünglich an die Gegebenheiten des Ursprungslandes angepasst sind, wie z.B. Galgos oder Podencos erkranken häufig gar nicht, weniger intensiv, oder sehr viel später (7-9 Jahre nach Import), als zum Beispiel Boxer, Golden Retriever oder Cocker Spaniel, die importiert wurden. Adaptierte Rassen erhalten länger die zellulären Abwehrmechanismen, die die Symptome der Leishmaniose bekämpfen.

Es existiert eine Impfung gegen die Leishmaniose.

 

Babesiose

Bei der Babesiose („Hundemalaria“)handelt es sich um eine von Schildzeckenarten (z.B. Auwaldzecke, braune Hundezecke) übertragene Erkrankung. Es gibt mehrere Babesienspezies, die unterschiedlich schwere Erkrankungen hervorrufen. So hat z.B. eine Infektion mit Babesienstämmen aus der Ukraine oder Ungarn eine hohe Sterblichkeitsrate von bis zu 80% und Stämme aus Frankreich lösen eine Sterblichkeitsrate von ca. 20% aus. Der Erreger befällt die die roten Blutkörperchen und führt somit in erster Linie zu einer Blutarmut (Anämie). Es gibt schwere, akute Erkrankungsverläufe aber auch chronische Infektionen, die lange unbemerkt sein können. Die Auwaldzecke kommt inzwischen auch in Deutschland als Überträger vor. Die saisonale Aktivität dieser Zecke ist im Frühjahr und Spätsommer am größten, so dass die Infektionsspitzen im April und Oktober zu verzeichnen sind.

In Frankreich und in der Schweiz gibt es einen zugelassenen Babesioseimpfstoff.

Ehrlichiose

Die Ehrlichiose wird von der braunen Hundezecke, die in Deutschland noch nicht heimisch ist, übertragen. Allerdings kann die Zeckenart auf dem Hund aus dem Süden eingeschleppt werden und sich hier in Wohnungen/Hotels einnisten. Die Ehrlichien sind eine Bakterienart (Rickettsien), die vor allem die weißen Blutkörperchen befallen und hier zu akut fieberhaften Erkrankungen führen können. Auch chronische Infektionen sind möglich, die häufig mit Nasenbluten oder blutigem Harn- oder Kotabsatz einhergehen.

 

Herzwurmerkrankung (Dirofilaria immitis)

Herzwürmer, bzw. deren Larven werden durch Stechmücken übertragen. Die Larven entwickeln sich im Hund weiter, wandern dann in das Blutgefäßsystem ein und wandern über das Herz in die Lungenarterien, dort werden sie geschlechtsreif, vermehren sich weiter und führen, je nach Schwere des Befalls, von gelegentlichem Husten und Leistungseinschwäche bis hin zu Abmagerung, Blutarmut, Lungenentzündung und Embolien. Sie sind mit Bakterien vergesellschaftet (Wolbachien), die zusätzlich entzündliche Veränderungen verursachen.

Stechmücken übertragen unter anderem auch hierzulande Hautwurmlarven, die auch den Menschen infizieren können.

 

Thrombozytäre Anaplasmose/granulozytäre Anaplasmose

Die thrombozytäre Anaplasmose kommt weltweit (USA, Lateinamerika) vor , in Europa vor allem im südlichen Raum und wird von der braunen Hundezecke übertragen, die in Deutschland noch nicht heimisch ist ( s. Ehrlichiose). Der Erreger Anaplasma platys vermehrt sich in den Thrombozyten ( Blutplättchen) und führt so auch zu Blutarmut, Gerinnungsstörungen, Fieber und unspezifischen Krankheitssymptomen wie Schwäche, Inappetenz und Gewichtsverlust.

Die thrombozytäre Anaplasmose entspricht nicht der granulozytären Anaplasmose hierzulande, die von den einheimischen Zecken Holzbock (Ixodes ricinus) und der Auwaldzecke übertragen wird und dessen Erreger Anaplasma phagocytophilum die weißen Blutkörperchen ( Granulozyten) befällt. Der Holzbock ist im nördlichen und südlichen Europa weit verbreitet, in Deutschland sind ca. 5 . der Zecken Träger des Erregers. Die Symptome einer Anaplasmose ausgelöst durch A. phagocytophilum sind vielfältig, Schwäche, Fieber, Lahmheiten, Magen-Darm-Symptome, Gleichgewichtsstörungen, Krämpfe und Blutarmut ( weiße und rote Blutkörperchen, Blutplättchen) können vorkommen.

Hepatozoonose

Auch hier ist der Überträger die braune Hundezecke, die in Deutschland nicht heimisch ist, allerdings wird der Erreger nicht durch den Stich der Zecke, sondern durch das Verschlucken der Zecke übertragen. In Deutschland wird die Igelzecke als Überträger diskutiert, da 30% der heimischen Füchse Träger der Erkrankung sind. Auch im Läufigkeitsblut ist dieser Parasit (eine Coccidienart) schon gefunden worden, eine diaplazentare Übertragung und Infektionen durch Aufnahme von Aas bei Jagdhunden sind vorgekommen. Der Erreger ist im spanischen und portugiesischen Raum am weitesten verbreitet. Im akuten Erkrankungsfall haben die Hunde Fieber, Blutarmut, Appetitlosigkeit, Lymphknotenschwellungen, blutigen Durchfall und Nasen- und Augenausfluss. Die Infektion kann tödlich verlaufen oder auch gar keine klinischen Symptome verursachen. Im chronischen Verlauf, ab dem 3. Monate nach der Infektion können die Tiere einen steifen, Gang, Muskelschmerzen und auch epileptiforme Anfälle ( bei Einblutungen in die Hirnhäute) bekommen. Der Nachweis der Heatozoonose kann sich schwierig gestalten, da der Erreger nur zur Zeit der Zeckenaktivität der braunen Hundezecke im Blut nachweisbar ist, da hier seine Chance, übertragen zu werden am höchsten ist.

Thelaziose ( Augenwurm)

Der Überträger des Augenwurms ist eine Fruchtfliege (Phortica variegata), die sich gerne in der Nähe von Erdbeerfeldern aufhält. Ursprünglich kommt die Erkrankung aus dem Fernen Osten und der russischen Föderation, inzwischen ist sie auch in Italien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland verbreitet. Die betroffenen Tiere haben Bindehautentzündungen, Hornhautentzündungen und bakterielle Sekundärinfektionen der Augen.